Wie alles begann ...

Der Anfang

1933 – 1949

Das Jahr 1933 bescherte unserer Stadt Vieles, einiges weniger gut, dass andere um so besser, insbesondere, die Gründung dieser schmucken Garde. Aus dem Festkommitee des Bürgervereins Westbezirk ist sie hervorgegangen, und bereits im Jahr 1929 trug der damalige Standartenreiter Biesemann die rote Uniform der späteren Garde. Frau Grundmann, unvergessenes erstes Gretchen, hatte sich schon im Jahre 1932 zu dem inzwischen auf vier Uniformierte angewachsenen Festkommitee gesellt, welches im Jahr 1933 in „West-Garde“ umbenannt wurde. Zu einer Zeit, in der im Lande große Not und Armut herrschte und viele nicht wussten, was der nächste Morgen brachte, fanden sich, um den 1. Kommandeur Biesemann Leute bereit, innerhalb einer Garde ein Stück Karnevalsgeschichte zu schreiben. Wenn man dabei noch bedenkt, da es das Jahr der Machtergreifung war, der Reichstag brannte und in Deutschland mit -32 Grad der kälteste Winter aller Zeiten herrschte, kann man die Gründer nur bewundern. Kommandeur Biesemann schaffte es, die Garde komplett in Uniformen zu stecken und dies in einer Zeit, wo die braune Uniform Vorrang hatte.

In 1934 besuchte die Garde verschiedene Veranstaltungen und nahm am Rosenmontagzug teil.

Im Jahr 1935 war die Garde bei der Proklamation, am 17.Februar, von Prinz Fritz Huhnen im Seidenfaden dabei. Zum ersten Mal bekam ein Krefelder Prinz mit Lilo Lange eine Prinzessin zur Seite gestellt. Selbstverständlich beteiligte sich die Westgarde auch am Rosenmontagszug dieses Jahres.

Ein Jahre später 1936 wurden zahlreiche Veranstaltungen besucht. Auch verteidigte die Westgarde mit allen Krefelder Karnevalisten, den ersten Einfall der „Hülser-Breetlooks-Weiber, an der Tivoli-Brauerei. Der neue Kommandeur Willi Kraker und der Vorsitzender Willy Merkens führten die Garde durch eine schwere Zeit – bis zum bitteren Ende des Krieges.

Die Jahre 1937 bis 1938 verliefen in etwa wie 1936. mit vielen Besuchen bei befreundeten Gesellschaften. Im Rosenmontagszug 1937 führte die Westgarde in der 1.Gruppe den Zug an. Ein besonderes Ereignis war die Teilnahme an der Sitzung der GKG 1878, Anlässlich des 60-jährigen Bestehens.

Dann kam das Schicksalsjahr 1939, denn im Sommer begann der zweite Weltkrieg. Als hätten die Karnevalisten das kommende Chaos geahnt! Die Session wurde wohl die Beste, seit Bestehen des Krefelder Karnevals. Fast überall war die Westgarde in den Veranstaltungen vertreten. Ebenso bei der Proklamation von Prinz Heinrich Wackers mit Prinzessin Lilo Kreß an seiner Seite. Selbstverständlich wurde nach dem Rosenmontagzug, am Karnevals-Dienstag, auch an der Verteidigung der Stadt gegen die „Breetlooks-Weiber“ aus Hüls teilgenommen. Leider hat der Kriegsbeginn 1939 nicht nur das bunte Treiben, sondern auch den größten Teil der Unterlagen über die Garde vernichtet.

Um so mehr ist zu bewundern, dass sich bereits 1945, kurz nach Kriegsende, als Krefeld in Schutt und Asche lag, ein kleiner Kreis Ehemaliger trafen, um die Garde wieder zu beleben. Heinz Janhsens der neue Vorsitzende, fand Mittel und Wege seine Mitstreiter, Heinrich Pinand, Willy Hoffmann, Paul Pinand, Hans Hippmann, und das Gretchen Luise Brauweiler für den kommenden Karneval auszurichten. Ganze vier Uniformen hatten den Krieg überstanden.

In einer Zeit, die für viele heute restlos unbegreifbar ist, es gab kaum etwas zu essen, noch viel weniger zum Anziehen, schafften es diese Leute, die Garde wieder komplett in Uniformen einzukleiden und 1947 die ersten, bescheidenen, Aufzüge zu tätigen.

Der Erfolg blieb nicht aus. Bereits 1948 kamen die ersten neuen Mitglieder zur Garde.

Unter Ihnen zwei „unbeschriebene Blätter“ namens Günter Schenk und Günter Schäfer. Ihnen sollte es vorbehalten bleiben, die Geschichte der Garde in der folgenden Zeit mit Ideen und Einsatz zu prägen. Zu dieser Zeit stand Willy Hoffmann der Garde als Vorsitzender, Kommandeur und Schriftführer vor. Er führte seine Truppe zu den ersten, noch recht bescheidenen Veranstaltungen. Aber der Anfang war gemacht.

Die Garde und das Wirtschaftswunder

1950 – 1959

Mit der Währungsreform und dem Wirtschaftswunder kam auch der Aufbruch der Garde. Dieser wurde wiederum entscheidend durch Günter Schenk geprägt. Er wurde am 09. Juli 1949, bei einer außerordentlichen Versammlung, zum Vorsitzenden und Kommandeur gewählt und sollte dieses Amt fortan bis 1973 bekleiden. Da man, nach Kriegsende und loslösen vom Bürgerverein Westbezirk, feststellte, dass sich der Name „Krefelder Karnevals – Garde 1933“ nicht einbürgerte, wurde bei der gleichen außerordentlichen Versammlung einstimmig beschlossen, den alten Name „West-Garde“ (Karnevals-Gesellschaft West-Garde, Krefeld, 1933) wieder anzunehmen. Am 11.11.1949 wurde der Gardefreund Karl Schöntges zum Ehrenmitglied ernannt.

In der Session 1950 konnte sich die Garde der Öffentlichkeit in neuen Uniformen präsentieren. Vervollständigt wurde das Erscheinungsbild durch den neuen Hausorden am Kragen: In rot-blau gehalten, mit dem Seidenweber, dem Wahrzeichen Krefelds, als Mittelpunkt.

Am 14. Januar 1951 erfolgte bei einer gemeinsamen Gala-Sitzung, im „Haus Niederrhein“, mit der GKG 1878 die Standartenweihe durch Carl Orlowski, Präsident der Dachgemeinschaft „Vereinigte Krefelder Karnevalsfreunde e.V. (C.Z.V. 1898)“. Karl Orlowski überbrachte als Stadtverordneter auch die Grüsse des Stadtoberhauptes. Im Auftrag der Stadt überreichte er einen goldenen Fahnennagel. Acht weitere Fahnennägel wurden an diesem Abend überreicht, ein Pokal von den 1878ern und viele Blumengebinde. Von unseren Damen bekamen die Gardisten eine Tischfahne, die der neuen Standarte in verkleinerten Maßen glich. Auch die Pflegeeltern der West-Garde, Karl und Maria Schöntges aus dem Tivoli-Haus, gleichzeitig auch Vereinslokal der West-Garde, zählten zu den vielen, vielen Gratulanten. An diesem Abend trug man offiziell die neuen Umhänge aus blauem Samt und die neuen Saalmützen. Es war ein schmuckes Bild. Standartenträger war Karl Brauweiler. Die Pressestimmen nach dem Fest waren voll des Lobes über die Garde. Am 28.01.1951 wurde der Gardefreund Willy Hilgers zum Ehrenmitglied ernannt. Im Juni des gleichen Jahres wurde der frühere Kommandeur Willy Kraker zu Grabe getragen. Aber der Lauf der Zeit ging weiter und im gleichen Jahr heiratete Kommandeur Günter Schenk seine Elsbeth. Günter Schenk teilte den Gardisten bei der Monatsversammlung am 04. August 1951 mit, dass sich der Name des Dachverband von „Vereinigte Krefelder Karnevalsfreunde“ in „Interessengemeinschaft der Karnevalsfreunde Krefeld“ geändert habe. Seitens der Interessengemeinschaft wurde der Garde die Begleitung der Karnevalsprinzessin angeboten. Günter Schenk nahm dieses Angebot an, unter der Voraussetzung, die gleichen Rechte und Pflichten wie die Prinzengarde zu erhalten.

Im Jahr 1952 übernahm die Garde die Begleitung der Prinzessin. Es war die so genannte Creinvelt-Session. Richard Esser und Ruth Hasenkamp stellten sich als Prinzenpaar vor und es wurde eine glanzvolle Session. Der erste Adjutant der Prinzessin wurde der Oberleutnant Heinz Janhsens. Alle weiteren Adjutanten mit den dazu gehörenden Prinzessinnen finden Sie unter der Rubrik „Lieblichkeiten“.

 

1953, anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums (1929-1953) hatte „Kneifzange“ Heinrich Pinand, der fast über 20 Jahre als Zahlmeister und Adjutant tätig war, als erster die neue Vereinsnadel mit silbernem Kranz erhalten. Als Geschenk erhielt die Garde 3 Fanfaren von Heinrich Pinand überreicht, sodass die Garde in der nächsten Session mit Fanfarengeschmetter aufziehen konnte. Der Rosenmontag wurde ein großer Erfolg und jeder amüsierte sich über die Idee der Garde: Man hatte auf zwei Platowagen, die von Treckern gezogen wurden, aus Holland geliehene Karussellpferde montiert.

In der Session 1954 wurde Max Ermentrud Prinz und seine Tochter Gustel Prinzessin.

Zum Uniformappell am 10. Januar traten zum ersten Mal die Fanfarenbläser auf. Es waren die Gardisten Brauweiler, Belles, Hendrix und Drabben. Es wurde schon mal daneben geblasen, aber Übung macht den Meister. Man konnte sagen, die Fanfarenbläser haben sich mächtig herausgemacht.

Die Session 1955 stand unter der Regentschaft von Helmut Becker und seiner Frau Anni. Bei der Prinzenproklamation, am 29 Januar im Stadtwaldhaus, bekam Prinzessin Anni Becker von der West-Garde das Diadem überreicht. Von nun an sollte diese Überreichung bei jeder Prinzessin stattfinden. Heinz Janhsens wurde in den Vorstand der Interessensgemeinschaft Krefelder Karnevalisten gewählt. Es wurde eine schöne und erfolgreiche Session. Leider endete sie mit dem Entschluss des „Gretchen“, nach dieser Session aufzuhören.

 

Am 07. Januar 1956 wurde das „Gretchen“ Luise Brauweiler, nach 17 Jahren, im Rang eines Hauptmanns, offiziell als „Ehrengretchen“ mit einer Urkunde verabschiedet. Nach einigen Überlegungen war man zu dem Entschluss gekommen die Bezeichnung „Gretchen“ in „Mariechen“ zu ändern. So konnte am gleichen Abend das neue „Mariechen“ Marlene Reifges den Mitgliedern und Gästen, in einer neuen, veränderten Uniform mit Dolman vorgestellt werden. Das Amt des Prinzenpaares hatte in diesem Jahr Hermann IV. (Knickenberg) und Christel I. (Machost) übernommen. Erwähnenswert ist, dass Prinz Hermann IV. den Kommandeur zum Oberst beförderte. Im selben Jahr wurde auch der „Arbeitskreis Krefelder Karnevalisten e.V.“ gegründet

 

1957 wurde Günter Schenk in den Vorstand der AKK gewählt und die Garde trat dem „Bund Deutscher Karneval e.V.“ bei. Der Präsident der Ges. Parlament Hans-Peter Niessen wurde von Günter Schenk zum Ehrenoffizier der West-Garde ernannt und gleichzeitig mit Mütze und Schärpe ausgerüstet. Wie in den Jahren, 1955 bis 1958, gab es aus wirtschaftlichen Gründen keinen Rosenmontagszug. Jedoch veranstaltete man dafür eine Kappenfahrt rund um Krefeld, an der natürlich die Garde teilnahm.

Am 04. Januar 1958 feierte man im Kreis geladener Gäste das 25-jährige Bestehen. Alles, was im Krefelder Karneval Rang und Namen hatte, war dazu erschienen und machte die Veranstaltung zum gesellschaftlichen Ereignis. Das Gesellschaftszimmer im „Haus Niederrhein“ war mit den roten und blauen Farben der Garde geschmückt. Prächtige Uniformen, Frack und Abendtoiletten beherrschten die Szene. Das farbenprächtige Bild war die Kulisse zu einem „Tribunal der Fröhlichkeit“. Exprinz und Hausherr Heinrich Wackers gab in seiner Festrede einen Rückblick auf das vergangene Vierteljahrhundert.

Auch an die Frauen hatten die West-Gardisten gedacht. Für ihr oft langes Warten wurden sie mit einem Präsent von ihren Ehegatten belohnt. Die Frauen bedankten sich und überreichten ihrerseits den Gardisten, anlässlich des Jubiläums, ein Kuvert durch Elsbeth Schenk. Das Ehrengretchen Luise Brauweiler erhielt durch die Beförderung zum Stabsoffizier (Major) eine besondere Ehrung. Paul Pinand wurde ebenfalls zum Major befördert. Da er nach dem Krieg der Vorsitzende der Garde war, wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt und bekam eine sehr schöne Ehrenplakette mit Urkunde überreicht. Heinz Janhsens wurde zum Major befördert und bekam eine Sonderehrung durch die Überreichung des Kornetts, dem Erkennungszeichen des Standartenträgers. Anschließend stellte dann Kommandeur Schenk das neue Tanzmariechen Siegrid Lieser vor, das unter großem Beifall den Mariechentanz aufführte. (Leider musste Sie die Garde nach ein paar Wochen verlassen. Sie stellte aber einen Ersatz durch Inge Wisseler, die sich in sehr kurzer Zeit in das Bild einfügte). Ehrenoffizier Hans Peter Niessen wartete mit einer besonderen Überraschung auf. Kommandeur Günter Schenk wurde im Auftrag aller zum Marschall der Garde ernannt und erhielt den Marschallstab überreicht. Auch Prinz Hans VII. mit der Krefelder Prinzengarde sowie die Prinzengarde aus Oppum fehlten nicht zur Gratulationscour. Ebenso wenig der gewichtige Exprinz Hermann Knickenberg mit Exprinzessin Christel. Er repräsentierte gleichzeitig die 1956 neu gegründete „ARBEITSGEMEINSCHAFT KREFELDER KARNEVALISTEN e.V.“ als deren Vorsitzender. Die Prinzengarde St. Tönis spendete viel Freude mit einer riesigen Flasche „heilender Medizin“ (Doppelwacholder) für das närrische Treiben. Es gab viele herzliche Reden, Orden wurden verliehen, Fahnenschleifen überreicht und Geschenke ausgeteilt.

Am 24. Januar 1959 wurde der neue Prinz Helmut II. (Müller) und die Prinzessin Christel II. (Keutken) proklamiert. Bei der Beförderungsfeier sprach Günter Schenk im Namen der Fanfarenbläser. Er veranlasste diese, den zum 5-jährigen Bestehen der Fanfarengruppe innerhalb der Garde gestifteten Orden zu überreichen. Karl Brauweiler und Günter Schäfer wurden zum Hauptmann befördert. Ein Höhepunkt des Abends war die Ernennung von Hermann Knickenberg zum Ehrenoffizier. Aber die Gardisten hatten auch noch eine Überraschung für ihren Marschall. Der Ehrenvorsitzende Paul Pinand überreichte Günter Schenk, zu seinem 10-jährigen Kommandeursjubiläum, im Namen der Kameraden eine Kommandeurskette. Nachdem im Verlauf des Jahres die Garde Reitunterricht genommen hatte, wurde am 10. Februar 1959 zum ersten Mal, als geschlossene Abteilung, im Rosenmontagszug geritten.

Beim Närrischen „Staatsbesuch“ der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Karnevalisten vom 13. – 15. November im Schöneberger Rathaus, nahm auch die West-Garde teil. Es war die erste große Reise zur alten Reichshauptstadt Berlin. An einem Abend leistete man der Einladung der Neukölner Karnevalsgesellschaft „Fidele Rixdorfer“ in den Festsälen des „Berliner Kindl“ folge. Das Karnevalstreiben ging bis in den frühen Morgen hinein, und man konnte sich davon überzeugen, dass sich die Krefelder in Berlin sehr wohl fühlten. Es wurde beschlossen, dass die Garde für die Session 1960 einen Gardetanz einstudiert. Dieser Gardetanz wurde auch verwirklicht, wobei das Tanzmariechen Inge Wisseler die Lehrmeisterin war. Auch wurden neue Uniformstücke angeschafft: Wie Stiefel, Stiefelhose und Degen.

To be continued …